Im Rahmen der AnimagiC 2025 durften sich die Besucher wieder auf viele hochkarätige japanische Ehrengäste aus den Bereichen Musik, Anime und Manga freuen. Dank des Hamburger Verlags Carlsen sowie den Veranstaltern der Convention zählte dazu auch Mangaka Kousuke Oono, der für seinen Comedy-Hit „Yakuza Goes Hausmann“ bekannt ist und den Fans vor Ort für zwei Q&A-Panel sowie tägliche Signierstunden zur Verfügung stand. Wir hatten im Rahmen der Veranstaltung zudem die Gelegenheit, für euch ein Interview mit dem Künstler zu führen, in dem er mehr über seinen Werdegang und seine Arbeit erzählt hat.
Unser Dank für das Interview gilt natürlich einerseits Oono-sensei selbst, der sich die Zeit für uns genommen hat, aber auch dem Carlsen Verlag, dem japanischen Verlag Shinchosha sowie dem Team der AnimagiC.
Anmerkung: Nachfolgend werden wir der Einfachheit halber AniNews mit AN abkürzen, während Kousuke Oono einfach mit Oono betitelt wird. Alle Fragen und Antworten wurden von einer Übersetzerin vor Ort ins Japanische bzw. Deutsche übersetzt. Wir haben die Antworten hinsichtlich des Wortlauts ggf. leicht abgewandelt, ohne jedoch inhaltlich Änderungen vorzunehmen.
Und nun wünschen wir euch viel Spaß beim Lesen!
AN: Vielen Dank, dass Sie sich die Zeit für unser Interview nehmen!
Ist Ihr Besuch hier bei AnimagiC Ihr erster Besuch in Deutschland? Was hat Ihnen hier bisher am besten gefallen?
Oono: Ich bin tatsächlich zum ersten Mal hier. Bisher bin ich ja bis auf die direkte Umgebung der AnimagiC auch noch nicht weiter in Deutschland herumgekommen, aber wir waren im Supermarkt und ich war sehr überrascht, wie viele verschiedene Sorten Bier es hier gibt – vorallem auch, dass es auch lokale Biere gibt. Was mir auch noch aufgefallen ist, ist, dass es hier an den Wänden sehr viel Graffiti gibt. Das kennt man so aus Japan eher nicht.
AN: Was war Ihre Motivation, Mangaka zu werden? Und wie begann Ihre Karriere?
Oono: Schon von klein auf mochte ich das Zeichnen und als es dann mit 18 Jahren darum ging, den Weg für die Zukunft zu wählen, habe ich mich entschlossen an die Kyoto-Seika-Universität zu gehen (Anmerkung der Redaktion: Die Seika-Universität ist auf kreative Fachbereiche ausgerichtet und vor allem für ihren Fachbereich Manga bekannt). Noch während meines Studiums habe ich dann angefangen bei einem ehemaligen Studenten, der vor mir seinen Abschluss gemacht hat, als Assistent zu arbeiten. Das habe ich insgesamt etwa sieben oder acht Jahre gemacht, bevor ich dann meinen eigenen Weg als Mangaka gegangen bin.
AN: Können Sie uns etwas über einen typischen Arbeitstag als Mangaka erzählen? Wie sieht so ein Tag für Sie aus?
Oono: Ich stehe gegen 12 Uhr auf, trinke Mandelmilch und Protein und kümmere mich danach erst einmal um die Hausarbeit, also beispielsweise Wäsche waschen oder putzen. Anschließend arbeite ich für drei Stunden, bevor ich für das Abendessen einkaufen gehe, koche und dann erst einmal esse. Nach dem Essen setze ich mich dann noch einmal für weitere fünf Stunden an meinen Manga.
AN: Was machen Sie in Ihrer Freizeit? Lesen Sie selbst viele Mangas und wenn ja, welche Serie ist Ihre Lieblingsserie?
Oono: Ich mag Musik und spiele selbst auch Gitarre. Ich gehe in meiner Freizeit aber auch ins Fitnessstudio, um dort zu laufen und mich fit zu halten. Ich lese aber natürlich auch Manga. Es ist schwierig eine Lieblingsreihe zu nennen, aber ich würde sagen „Vagabond“ von Takehiko Inoue.
AN: Gibt es Mangaka oder andere Künstler, die Ihren Zeichenstil beeinflussen?
Oono: Natürlich gibt es einige Mangaka, die mich beeinflusst haben, wenn auch keinen, den ich ganz speziell nennen kann. Bezüglich anderer Künstler: Es gibt eine Gruppe, die im Fernsehen aufgetreten ist und mich ebenfalls beeinflusst hat.
AN: „Yakuza goes Hausmann“ ist Ihre erste Serie. Die Reihe wurde mehrfach ausgezeichnet und erfreut sich international großer Beliebtheit. Haben Sie sich zu Beginn der Geschichte jemals so eine große Beliebtheit Ihres Mangas vorgestellt oder kam das völlig unerwartet? Wie fühlen Sie sich dabei?
Oono: Mein Ziel war es, einen Comedy-Manga zu erschaffen, der auch ohne viele Worte – also vor allem durch die Zeichnungen – den Humor transportiert. Ich habe aber überhaupt nicht damit gerechnet, dass die Geschichte international so gut ankommt. Das ist für mich schon sehr unerwartet gewesen, dass die Leute die Geschichte so sehr mögen.
AN: Was hat Sie zu „Yakuza goes Hausmann“ inspiriert? Wie sind Sie auf die Grundidee gekommen?
Oono: Bevor ich „Yakuza goes Hausmann“ gestartet habe, habe ich ja bereits an einigen One-Shots gearbeitet. Schon in diesen waren Themen wie „Yakuza“ oder „Hausarbeit“ mit dabei. Ich habe dann Einzelteile aus diesen Werken entnommen und bin auch von der Redaktion angesprochen worden, ob man nicht die Themen „Yakuza“ und „Hausmann“ zusammenbringen kann. Danach gab es viel Brainstorming und viele Gespräche und am Ende ist daraus dann „Yakuza goes Hausmann“ als Geschichte entstanden.
AN: Wie kommen Sie immer wieder auf neue Geschichten für das Setting von „Yakuza goes Hausmann“? Ist es schwierig, für jedes neue Kapitel neue Inspiration zu finden?
Oono: Ich schaue mir im Fernsehen, in Zeitschriften oder im Internet alle möglichen Themen zum Gebiet Haushalt an und erstelle daraus dann quasi eine Sammlung an Wörtern und Themenfeldern. Anschließend überlege ich mir dann, wie man um ein bestimmtes Themenfeld herum dann eine lustige Geschichte aufbauen kann.
AN: Haben Sie eine Lieblingsfigur in Ihrer Serie und warum mögen Sie diese Figur am liebsten?
Oono: Natürlich mag ich den Protagonisten Tatsu, weil ich ihn einfach als gelungenen Charakter empfinde. Aber in der Geschichte kommt ja auch immer wieder Otaku-kun vor und der spricht ziemlich schnell und bringt die Leute auch schnell zum Lachen. Das ist für mich persönlich auch ein wichtiger Charakter.
AN: Ihre Serie wurde als Anime mit zwei Staffeln adaptiert. Waren Sie am Produktionsprozess des Anime beteiligt und wenn ja, was war Ihre Hauptaufgabe?
Oono: In die Produktion des Animes war ich nicht sehr stark involviert. Es gab aber Diskussionen darüber, ob man bei den Haushaltsgeräten, die im Manga vorkommen – allen voran der Saugrobotter, der immer wieder eine Rolle spielt – die echten Markennamen nutzen kann. Davon abgesehen waren ich und die Redaktion aber nicht wirklich an der Produktion beteiligt.
AN: Wenn Sie an die bisherige Arbeit an Ihrem Manga zurückdenken, gibt es Momente, die Ihnen besonders in Erinnerung geblieben sind?
Oono: Für mich war die Veröffentlichung des ersten Bandes besonders wichtig und aufregend. Ich habe viel Herzblut und Energie in die Geschichte gesteckt und es ist ja immer eine gewisse Unsicherheit dabei, ob das Ganze jetzt auch bei den Lesern ankommt. Daher war diese Veröffentlichung des ersten Bandes für mich so wichtig.
AN: Können Sie schon sagen, auf wie viele weitere Bände Ihrer Reihe sich die Fans freuen können oder ist das noch nicht sicher?
Oono: Das ist natürlich schwer zu sagen. Ich habe noch viele Ideen, die ich gerne verarbeiten würde. Am Ende hängt die Anzahl der Bände aber natürlich von sehr vielen verschiedenen Faktoren ab, nicht zuletzt auch von meiner körperlichen Verfassung oder meiner Motivation. Aber auf alle Fälle soll es noch ein bisschen weitergehen.
AN: Wenn Sie an die Zukunft denken, würden Sie gerne ein ganz anderes Genre für eine Manga-Serie ausprobieren? Und wenn ja, welche Art von Manga würden Sie gerne kreieren?
Oono: Im Moment mache ich mir da noch nicht so wirklich Gedanken drüber. Aber wenn, dann könnte ich mir vorstellen in Richtung Battle-Manga zu gehen. Das interessiert mich auf jeden Fall. Aber aktuell ist liegt mein Fokus natürlich komplett auf „Yakuza goes Hausmann“.
AN: Haben Sie abschließend noch eine Botschaft für alle deutschen Fans von „Yakuza goes Hausmann“?
Oono: Ich habe ja noch nicht vor, die Geschichte zu beenden. Daher würde ich mich freuen, wenn die Fans da draußen weiterhin über meinen Manga lachen können und sich damit ein bisschen entspannen können, um den Alltag zu entfliehen. Ich hoffe, dass sie sich auch in Zukunft auf die neuen Bände freuen!
AN: Wir möchten uns erneut bedanken und hoffen, dass Sie in Deutschland und hier auf der AnimagiC noch eine großartige Zeit haben werden!