Mit „Digimon Story: Time Stranger“ haben Bandai Namco Entertainment und das Entwicklerstudio Media.Vision ein neues Videospiel zum beliebten Digimon-Franchise veröffentlicht. Wir haben uns das Spiel genauer angesehen und verraten euch, ob sich das Abenteuer für Fans und Neueinsteiger wirklich lohnt.
In „Digimon Story Time Stranger“ übernehmt ihr die Rolle eines Agenten oder einer Agentin von ADAMAS, einer geheimnisvollen Organisation, die anomale Phänomene in Tokio untersucht. Euer Einsatz beginnt in einem abgeriegelten Viertel der Stadt, wo ihr bei einer Untersuchung auf ein unbekanntes Digimon trefft und kurz darauf von einer gewaltigen Explosion überrascht werdet. Als ihr wieder zu Bewusstsein kommt, befindet ihr euch acht Jahre in der Vergangenheit. Von nun an ist eure Aufgabe klar: das Rätsel um die Katastrophe lösen, den Ursprung der Anomalien finden und sowohl Tokio als auch die digitale Welt vor dem drohenden Untergang bewahren.
Ihr erlebt die Geschichte in zwei eng miteinander verknüpften Welten: der realen Welt mit bekannten Orten wie Shinjuku oder Akihabara und der digitalen Welt Iliad, die ihre ganz eigenen Gesetze, Gefahren und Geheimnisse hat. Dabei begegnet ihr verschiedenen Charakteren, deren Schicksal eng mit eurer Mission verbunden ist. Ihre Beziehungen und Entscheidungen haben Einfluss auf den Verlauf eurer Reise durch die Zeit und die Parallelwelten.
Thematisch bleibt „Time Stranger“ den klassischen „Digimon“-Motiven treu. Freundschaft, Loyalität, Mut und das Zusammenspiel von Mensch und Digimon stehen im Mittelpunkt.
Die Erzählung ist insgesamt recht geradlinig und es dauert eine Weile, bis das Spiel so richtig in Fahrt kommt. Gerade Neulinge könnten das abschrecken, weil „Time Stranger“ anfangs stark dem bewährten Schema eines klassischen JRPGs folgt. Die ersten Stunden bestehen vor allem aus Routineaufträgen und Einführungsszenen, erst nach und nach verlagert sich der Fokus auf die tieferen Zusammenhänge.
Emotionale Bindung will deshalb nur schwer entstehen. Die Hauptfigur bleibt stumm und dadurch erstaunlich blass, sodass persönliche Identifikation kaum gelingt. Viele Nebencharaktere erfüllen eher funktionale Aufgaben, als dass sie echte Tiefe oder bleibende Beziehungen erzeugen. Dadurch fehlt der Geschichte an manchen Stellen die emotionale Wucht, die sie eigentlich transportieren könnte.
Trotzdem gibt es im Verlauf immer wieder Wendungen, die das Geschehen auflockern und das Interesse wachhalten, auch wenn echte Überraschungsmomente rar sind. Die ruhige, gleichmäßige Erzählweise sorgt dafür, dass ein stetiges Gefühl von Fortschritt entsteht und Neugier geweckt wird. Am Ende lässt die Handlung genug offen, damit Spielerinnen und Spieler selbst entdecken können, welche Geheimnisse wirklich hinter ADAMAS und den Zeitphänomenen stecken.
Gameplay
Das Kampfsystem von „Digimon Story Time Stranger“ ist rundenbasiert und lädt zum Taktieren ein, besonders bei den Bosskämpfen. Mehrere Attribute bilden den Kern eines klaren Schere-Stein-Papier-Systems. Dazu kommen elementare Resistenzen und Schwächen. Wer diese gezielt nutzt, vervielfacht seinen Schaden – was vor allem bei Bossen überlebenswichtig ist.
Während normale Gegner kaum der Rede wert sind, spürt man bei Bosskämpfen plötzlich echte Anspannung. Die Balance ist hier nicht immer optimal, denn der Schwierigkeitsgrad kann stark schwanken. Zum Glück ist das Spiel großzügig mit Checkpoints und Speicherpunkten ausgestattet, sodass man immer wieder eine neue Chance bekommt. Sollte euer Team nicht gut auf den Boss abgestimmt sein, ist kluge Planung gefragt: Digimon austauschen, Ausrüstung anpassen und die richtigen Spezialfertigkeiten wählen, um den maximalen Schaden herauszuholen.
Wer keine Lust auf langwieriges Grinden hat, wird ebenfalls gut bedient. Kämpfe können komplett automatisch ablaufen, sodass man nur im Ernstfall eingreifen muss – etwa um ein Digimon zu wechseln oder ein Item einzusetzen. Außerdem lässt sich die Kampfgeschwindigkeit erhöhen, was ein echter Fortschritt ist. So lassen sich Routinekämpfe schnell erledigen, ohne dass man auf Erfahrungspunkte verzichten muss. Positiv ist auch, dass nicht nur die aktiven, sondern alle Digimon im Team Erfahrung sammeln.
Das Herzstück des Spiels ist das Digivolutions-System. Hier lassen sich Digimon digitieren, Datensätze entwickeln und neue Formen freischalten. Mit jeder Begegnung steigt der Scan-Prozentsatz eines Digimon. Ab 100 Prozent kann es entwickelt werden, bei 200 Prozent fällt das Ergebnis sogar noch stärker aus.
Mit über 450 verschiedenen Digimon bietet das Spiel eine enorme Vielfalt. Man kann sich sein Team ganz nach eigenen Vorlieben und strategischen Ideen zusammenstellen. Um ein Digimon weiterzuentwickeln, müssen bestimmte Voraussetzungen erfüllt werden, etwa ein höherer Agentenrang oder bestimmte Statuswerte. Besonders motivierend: Das Spiel zeigt, welche Digimon einem noch fehlen. So füllt man nach und nach die Enzyklopädie – ein System, das richtig Spaß macht und Lust auf zukünftige Ableger weckt.
Etwas weniger gelungen sind die Nebenmissionen. Sie tauchen je nach Spielfortschritt auf, bieten aber meist nur einfache Aufgaben wie das Sammeln eines Items oder das Besiegen bestimmter Digimon. Hier fehlt es leider an Abwechslung und Tiefe.
Grafik und Sound
So gut das Management-System im Spiel funktioniert, so deutlich muss „Digimon Story Time Stranger“ bei Grafik, Sound und Technik Federn lassen. Mit einer festen Bildrate von nur 30 Bildern pro Sekunde wirkt das Spiel technisch nicht mehr zeitgemäß. Besonders schade ist das, weil die Spielwelt auf den ersten Blick einen liebevoll gestalteten Eindruck vermittelt. Doch der Schein trügt: Die einzelnen Gebiete sind klein und bieten kaum Anreize zum Erkunden. Abseits der Hauptpfade gibt es schlicht zu wenig zu tun.
Die eingeschränkte Framerate sorgt zudem dafür, dass das Spielgeschehen nicht immer flüssig läuft. Stotternde Bewegungen und leicht verzögerte Animationen fallen immer wieder auf. Auch die Charaktermodelle wirken veraltet und könnten ebenso gut aus einem Digimon-Titel stammen, der viele Jahre zuvor erschienen ist.
Beim Sound präsentiert sich das Spiel mit englischer und japanischer Sprachausgabe. Wir haben uns für die japanische Variante entschieden, die insgesamt solide, aber stellenweise recht emotionslos wirkt. Manche Dialoge klingen mechanisch und transportieren wenig Gefühl. Das Sounddesign selbst ist schlicht und eher unauffällig. Die Musik bleibt selten im Ohr und schafft es kaum, die Spannung oder Atmosphäre der Szenen zu verstärken. Dabei war genau das früher oft eine Stärke des Digimon-Franchises. Statt „Wir drehen auf“ hatten wir diesmal eher das Bedürfnis, die Lautstärke zu senken – mit wenigen positiven Ausnahmen.
Insgesamt wirken Animationen und Bewegungen hölzern, die Spielwelt statisch und der Sound uninspiriert. Technisch bleibt „Time Stranger“ klar hinter seinen Möglichkeiten zurück.
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Trailer:
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"Digimon Story Time Stranger" bietet Fans des Franchises viel Spielspaß durch das tiefgehende Kampfsystem, das umfangreiche Digivolutions-System und die Möglichkeit, über 450 Digimon strategisch zu sammeln und weiterzuentwickeln. Die Zeitreise-Story sorgt für interessante Wendungen, das Erkunden zweier Welten bleibt motivierend, und Routinekämpfe lassen sich dank Automatikfunktion angenehm beschleunigen.
Unterm Strich überzeugt "Time Stranger" mit strategischem Gameplay und Sammelspaß, während Technik, Sound und erzählerische Tiefe Abstriche erfordern. Für Fans und Neugierige lohnt sich die Reise in die digitale Welt der Digimon dennoch.
Positiv
- Umfangreiches Digivolutions-System und große Digimon-Vielfalt
- Automatikfunktion und erhöhte Kampfgeschwindigkeit für Komfort
- Tiefgehendes rundenbasiertes Kampfsystem mit taktischer Tiefe
Negativ
- Technisch veraltet, nur 30 FPS, stotternde Animationen
- Story eher geradlinig und klassisch, Einstieg etwas schleppend
- Charaktere und Nebenmissionen bieten wenig emotionale Tiefe
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Handlung
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Grafik
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Musik
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Spielspaß